Lange war es still um ihn. 20 Jahre ist es her. Wie aber sieht er heute sein Schicksal? Wie hat er es verarbeitet? Was macht er jetzt? Antworten auf diese Fragen gibt ein Artikel in der Zeitschrift Paraplegie. In der Juniausgabe dieses Jahres beleuchtet das Gönner-Magazin der Schweizer Paraplegiker-Stiftung das Leben des Ex-Skistars.

Plötzlich gelähmt zu sein ist für die meisten von uns eine grässliche Vorstellung, die uns die Gänsehaut über den Rücken jagt. Vor 20 Jahren passierte das Silvano Beltrametti. Er war in Val-d’Isère mit der schnellsten Zwischenzeit unterwegs, als er stürzte.

Man müsse lernen, loszulassen vom alten Leben und bereit sein für ein neues, fasst Beltrametti die Ausgangslage zusammen. Er sei sich bewusst geworden, dass die Träume von einem Weltmeistertitel und Olympiasieg zerstört seien. Wichtig sei es, neue Ziele zu haben. Aber dieser Prozess könne lange dauern.

Beltrametti hat, im Gegensatz zu anderen im Sport verunfallten Querschnittgelähmten wie etwa Ronny Keller (Eishockey), nie mit dem Gedanken gespielt, aus dem Leben zu scheiden. Er habe bereits an der Unfallstelle um das Überleben gekämpft, als er merkte, dass sein Befehl an die Beine, sich zu bewegen, nicht ankam.  

Nach drei, vier Jahren sei er wieder zufrieden, glücklich und selbständig gewesen, berichtet Beltrametti. Darauf habe er hingearbeitet. Nach seiner Rückkehr aus Nottwil ins Bündnerland musste er eine berufliche Neuorientierung vornehmen, sich umschulen, die Freizeit neugestalten und auch neue Sportarten wie Handbike oder Monoskibob lernen. Heute führt er mit seiner Frau Edwina seit 2008 das Berghotel Tgantieni in Lenzerheide.  

Ganz abschliessen könne man die Erinnerung an den Schicksalsmoment wohl nie, meint Beltrametti. Es war ein kleiner Fahrfehler, aber eine ganze Reihe unglücklicher Umstände führte dazu, dass der Auslöser derart harte Folgen zeitigte. Er denke aber heute nicht mehr mit negativen Gefühlen an den Tag des Unfalls.

Beltrametti berichtet zudem über einen denkwürdigen Zufall. Zwei Jahre von dem Unfall testete er im Kandertal Skis und sah zu, wie ein Mann im Rollstuhl sehr behende seinen Monoskibob im Auto verstaute. Er war sehr beeindruckt und es kam zu einem Gespräch. Nach dem Unfall meldete sich der Mann bei Beltrametti und der Kontakt kam wieder zustande und hat bis heute gehalten.

Wie ein plötzliches Ereignis ein ganzes leben vollkommen auf den Kopf stellen kann: Die Paraplegiker sind Anschauungsbeispiele für Themen der plötzlichen, fundamentalen Veränderungen wie sie an vielen Orten im Leben geschehen können. Wir alle können von ihren Erfahrungen lernen.  

Ihr 

Bruno Hofer

12.06.2021