
«Was verbindet Sie mit diesem Ort?» «Was wünschen sie sich für seine Zukunft?» Mit diesen beiden Einstiegsfragen nimmt Anna Graber, Künstlerin auf Tour im Zürcher Oberland, das Gespräch auf der Strasse jeweils mit der Bevölkerung auf. Unterwegs ist sie mit Fahrrad und Anhänger und einigen Requisiten, ihrem «Café des Visions». In den Orten Wetzikon, Rüti, Pfäffikon und Uster sammelt sie die Eindrücke in Gesprächen. Ist es einfach, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen? «Mit künstlerischen Mitteln gelingt der Einbezug wie von selbst. Die Leute kommen auf mich zu und fragen was ich hier mache.» sagt Anna Graber im Gespräch. So entstehen Diskussionen und diese werden auch festgehalten. Eine erste Performance fand bereits in Wetzikon statt. Was beschäftigt die Menschen? Es sei vor allem die Frage des Krieges und von Corona, berichtet Anna Graber. Vertiefte Gespräche würden aber auch ergeben, dass oftmals ein Mangel an qualitativen Begegnungsmöglichkeiten zum Kennenlernen und Austauschen festgestellt werde. Die Palette der Anliegen sei umfangreich. Sie reiche von der Kinderbetreuung bis zum Gesundheitswesen, und Verkehrsprobleme würden natürlich auch sehr oft genannt.
Oekologie und Nachhaltigkeit sind ebenfalls wichtige Themen, ebenso eine lebendige Kultur.
Zur Visualisierung der Bedürfnisse und Wünsche, die in den Diskussionen genannt werden, nutzt Anna Graber die Methode, dem Geäusserten mit einer weissen, wasserlöslichen Farbe auf dem Boden eine Gestalt zu geben. So werden persönliche Blicke auf Bestehendes und Erhaltenswertes gerichtet und es gibt Raum für neue Ideen und Perspektiven. Die aktuelle Aktion im Zürcher Oberland wurde am 30. April 2022 gestartet. Sie dauert noch bis zum 2. Juli 2022. Am 13. Mai ab 12:00 Uhr ist sie an der Seestrasse in Pfäffikon zu besichtigen.
Die Schlussergebnisse sollen im Rahmen einer sogenannten «Sternenkarte Zürioberland» im Rahmen des Kultur-Festivals «Kunstlokal» in der Zeit vom 26. August bis zum 8. Oktober 2022 zur Verfügung stehen.
Mich erinnert diese Sternenkarte (vgl. Bild) an drei Dimensionen. Zum einen als Blick in die Vergangenheit. Wenn man in der Nacht zum Himmel blickt, sieht man ja in die Vergangenheit des Universums zurück. Aber auch an die Zukunft, denn diese liegt bekanntlich in den Sternen. Und drittens sind die Sterne auf einer geographischen Karte aufgezeichnet, was den Bezug zur Realität herstellt. Das Ganze ist eine Aktion der neuen Standortförderung im Zürcher Oberland.
Der Einbezug der Bevölkerung ist eine wichtige Aufgabe der Wohnortförderung. Oft scheitern Bemühungen an der mangelnden Beteiligung. Hier schlägt Anna Graber mit ihrem künstlerischen Ansatz eine Brücke, die aus meiner Sicht Beachtung verdient.
Ihr
Bruno Hofer
06.05.2022