Riniken, 13.08.2024 – Palästinenser gegen Israelis, Russen gegen Ukrainer: Volksgruppen wehren sich gegen Volksgruppen und Kriege schaffen Not und Leid. Auch in Europa gab es immer wieder Kriege und grosse Feindschaften. Umso bedeutender sind Bestrebungen, die ein über die Grenzen hinausgehendes Aufeinanderzugehen dokumentieren. Städtepartnerschaften dokumentieren diese Haltung.
Ein symbolträchtiges Beispiel für eine pionierhafte Partnerschaft ist jene von Glarus Nord (früher Näfels) mit der Deutschen Ortschaft Bad Säckingen.
Vor kurzer Zeit wurde sie erneuert. Und zwar mit einem Geschenk der Glarner. Vier Bänke gingen an jede Ecke der Stadt und sind seither dort aufgestellt. (Deutsche Medien berichteten darüber).
Doch gehen die gemeinsamen Bande nach Auskunft von Andreas Neumann, stellvertretender Gemeindeschreieber und Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Glarus Nord, bis weit ins Mittelalter zurück. Die Näfelser waren Untertanen der Äbtissin von Säckingen, wo der berühmte St. Fridolin, der für die Christianisierung der Region zuständig war, ein Kloster gegründet hatte. Er ziert das Glarner Wappen. 1395 wurde die politische Befreiung des Glarnerlandes Tatsache. Und doch pflegten Glarnerinnen und Glarner weiterhin den Kontakt zu Säckingen. Fridolinswallfahrten wurden bis in die heutige Zeit gepflegt.
Im Anschluss an die geschichtsträchtige Glarner Fusion wurde in einer Urkunde die «Erneuerung des Verschwisterungseides“ wie folgt festgehalten: „In diesen Tagen jährt sich der Beginn des Ersten Weltkrieges zum hundertsten und der des Zweiten Weltkrieges zum fünfundsiebzigsten Mal. Diese beiden schrecklichen Ereignisse haben seinerzeit die Welt erschüttert und mit grossem Leid erfüllt. Die Nachwirkungen dieser globalen Katastrophen reichen bis in die heutige Zeit. Und doch waren diese Fanale der Ursprung des Gedankens und Willens, sich abzukehren von Hass und Gewalt, sich einander zuzuwenden und die Hand zur Versöhnung und Freundschaft zu reichen und die Völkerfamilien Europas zusammenzuwachsen.“
Viele Gemeinden in der Schweiz haben in der letzten Zeit die Städtepartnerschaften in Frage gestellt oder gar abgeschafft. Das Glarner Beispiel zeigt, wie Traditionen verbindend sein können und Werte generieren auch wenn sie atmosphärischer Natur sind.