In unserer Rubrik „5 Fragen an…“ interviewen wir Persönlichkeiten in Leadership Functions auf kommunaler Ebene.

Heute kommen die Antworten von Anders Stokholm, Stadtpräsident von Frauenfeld und Präsident des schweizerischen Städteverbandes (SSV).

Kommunalmangement: Als wie gross beurteilen Sie die Wohnungsnot in den Städten wirklich, wie beurteilen Sie den runden Tisch im Leuchtersaal des Bernerhofs und was sind Ihre Ideen für den Umgang mit dem Thema?

Anders Stokholm: Am runden Tisch waren seitens des Bundes geladene Gäste. Als Städtevertreterin war Corine Mauch, Stadtpräsidentin von Zürich, anwesend. Die Wohnungsnot in den Städten ist unterschiedlich stark ausgeprägt. In grossen Städten wie z.B. Zürich ist sie grösser als in kleineren wie z.B. Frauenfeld. Allerdings ist die Tendenz hin zu einer Verknappung überall dieselbe. Gründe dafür gibt es verschiedene: Demografie, Zuwanderung, längere Prozesse zur Realisierung von Bauvorhaben, grösseren Wohnraumbedarf und manche mehr. Daher müssen die Lösungsansätze auch mehrdimensional sein. Zuvorderst stehen Massnahmen, die die Bewilligungsprozesse beschleunigen.

Kommunalmanagement: Sie forderten Tempo 30 generell in den Städten. Wie beurteilen Sie die Reaktionen darauf, welche überraschte Sie am meisten und wie bleiben Sie nun am Thema dran? 

Anders Stokholm: Wir fordern seitens des SSV zuvorderst, dass der Lärmschutz für die Bevölkerung in den Siedlungsgebieten entlang von Verkehrsachsen mehr Gewicht erhält. Tempo 30 ist hierbei ein Mittel zum Zweck, weil an vielen Orten die günstigste und einfachste Methode, den Lärm zu reduzieren. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Wer das Ansinnen des SSV verstanden hat, hat der Forderung nach Tempo 30 generell in den richtigen Kontext gesetzt und ihr entsprechend auch Positives abgewonnen. Wer es nicht verstanden hat oder verstehen wollte, hat sie  z.B. als Angriff auf die Freiheit der Automobilistinnen gesehen. Seitens des Öffentlichen Verkehrs gab es kritische Voten, die mich zwar nicht überraschten, aber die ich durchaus beachtenswert finde für die weitere Bearbeitung des Anliegens. Der SSV bleibt im Zusammenhang mit Verkehrs- und Siedlungsentwicklungsthemen dran.

Kommunalmanagement: Die Stadt Bern spricht über Paketzonen. Wie beurteilen Sie die herkömmlichen Parkplatzregimes in Innenstädten, sehen Sie überhaupt Verbesserungsmöglichkeiten in diesem Thema und sind Paketzonen eine Ursachen- oder eine Symptombekämpfung?

Anders Stokholm: Die Situationen sind von Stadt zu Stadt spezifisch. Paketzonen als eine Form von Logistik-Hub können ein guter Ansatz sein. Es ist einer von mehreren Bausteinen zur Lösung der Verkehrsproblematik in Innenstädten. Weitere Ansätze können Mobility Pricing und Parkleitsysteme sein.

Kommunalmanagement: Demnächst findet die PubliSuisse statt. Welche Rolle werden Sie dort vor Ort einnehmen?

Anders Stokholm: Viele Vertreterinnen und Vertreter der kommunalen Ebene gehen an die PubliSuisse. Selber habe ich leider keine Gelegenheit dazu, es werden jedoch auch aus Frauenfeld diverse Teilnehmende hinreisen, sich inspirieren lassen und mit anderen sich austauschen.

Kommunalmanagement: Was wäre Ihre Wunschfrage, die Sie in einem Interview einmal gerne beantworten möchten?

Anders Stokholm: Meine Wunschfrage als SSV-Vertreter wäre: Was macht das Stadtleben so attraktiv, dass viele Menschen gerne in der Stadt leben?

Kommunalmanagement: Und die Antwort darauf wäre?

Anders Stokholm: Das Stadtleben zeichnet sich durch grössere individuelle Freiheiten und damit auch durch mehr Vielfalt aus. Dies korrespondiert mit einem vielfältigen Angebot an Kultur- und Freizeitangeboten. Wer es gern bunt und vielfältig hat, wohnt gerne in einer Stadt.

Vielen Dank für dieses Gespräch