Eine Region im Kanton Thurgau gibt sich eine innovative Strategie zur Standortförderung. Mostindien war gestern. Heute geht es um Automotive, Advanced Manufacturing, Umwelt- und Gebäudetechnik, sowie Phytopharma (pflanzliche Heilmittel). All diese Trümpfe will die Region nun in Wert setzen und die Entwicklung von Arealen unter diesen Fokus stellen.
Der Bericht ist veröffentlicht. Deshalb nun hier fünf Fragen an den Geschäftsleiter der Region Oberthurgau, Gilbert Piaser.
Kommunalmanagement: Herr Piaser, ist es das erste Mal, dass die Region Oberthurgau eine Strategie zur Standortförderung verfasst?
Gilbert Piaser: Das Thema Standortförderung steht schon viele Jahre auf unserer Agenda. Richtig Fahrt nahm es aber 2018 auf, als im Rahmen eines Modellvorhabens des Bundes mit dem ARE das Thema vertieft analysiert wurde. Es entstand ein Raumentwicklungskonzept.
Kommunalmanagement Was war der konkrete Auslöser für das aktuelle Konzept?
Gilbert Piaser: Das Modellvorhaben des Bundes war eine sehr wertvolle Grundlage. Darauf konnte aufgebaut werden. Da sie aber vor allem die Raumplanung beleuchtete, fehlten verschiedene Aspekte einer wirtschaftlichen Entwicklung mit all ihren Potenzialen. So entstand um 2020 die Idee, eine eigentliche Strategie für Standortförderung zu erarbeiten. Das ist nun geschehen. Wichtig war die Zusammenarbeit mit dem Kanton und der Wirtschaft.
Kommunalmanagement: Das Dokument besticht durch eine umfassende Analyse der Chancen der Region. Wie wird nun konkret sichergestellt, dass auch die Umsetzung klappt?
Gilbert Piaser: Inhaltlich wollen wir unsere Stärken in den Branchen Automotive, Advanded Manufacturing, Umwelt und Gebäudetechnik sowie Phytopharma (pflanzliche Heilmittel) bewusst fördern und weiter auf- und ausbauen. Zu diesem Zweck wären mehrere Entwicklungsareale in unserem Portfolio geeignet. Hier sind vielerorts nun bereits Gespräche mit Grundeigentümern und Investoren im Gang, damit die Phase der Realisierung weitergeführt werden kann. Für Ende dieses Jahres möchten wir einen weiteren Projektantrag für NRP-Unterstützung von Bund und Kanton Thurgau beantragen. Wir gehen von einer Umsetzungsphase von vier Jahren aus.
Kommunalmanagement: Wo liegen die Schwerpunkte der Strategie? Eher in der Raumplanung oder in der konkreten Wirtschaftsförderung.
Gilbert Piaser: Eindeutig in der Wirtschaft. Wir verfügen über innovative Unternehmen, viel Potenzial und die drei urbanen Zentren Romanshorn, Arbon und Amriswil. Dies alles gilt es in einem neuen Selbstbewusstsein aufzunehmen. Der Raum in der Nähe der Bodenseeregion gilt als Bindeglied zwischen dem Grossraum Zürich und dem Rheintal. So haben wir es in unserem Fachbericht auch niedergelegt.
Kommunalmanagement: Wie ist vorgesehen, die Wahrnehmung der Region nach aussen auch zu verstärken?
Gilbert Piaser: Wir haben über die Resultate unserer Bemühungen auf unserer Webseite berichtet und die Medien haben dies aufgenommen. Weitere konkrete Aktionen sind im Rahmen eines Kommunikationsplans bereits geplant. So wollen wir insbesondere verschiedene Jungunternehmer und Jungunternehmerinnen, die wir neulich bei uns hatten, befragen zu ihrer Wahrnehmung der Region und über das Resultat öffentlich berichten. Wir freuen uns aber sehr, dass unser Projekt bereits landesweit für Aufmerksamkeit gesorgt hat und bauen darauf weiter auf.
Kommunalmanagement: Vielen Dank für dieses Gespräch.
Gilbert Piaser ist seit 2008 Geschäftsleiter der Region Oberthurgau. Er kommt aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich und ist nebenbei unter anderem als Prüfungsexperte Leadership und beim QV der Kaufleute tätig. Als eine seiner grössten Stärken bezeichnet er das über die Jahre
gewachsene Netzwerk mit Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen.