
Hannes Grassegger arbeitet an der Wiedergeburt des Lokaljournalismus. Im Gespräch mit diesem Newsletter erläutert der Gründer von Spatz, wie sein Team landesweit digitale Dorfzeitungen startet.
14.10.2025 – Zuerst die schlechte Nachricht: Lokalzeitungen sterben reihenweise. „Der alte Lokaljournalismus”, sagt Hannes Grassegger, “ist nicht mehr zu retten.» Darunter leide die Gemeindepolitik, die Mitwirkung im Politischen, Zusammenhalt und Vertrauen in der Gemeinde. Ohne ein lokales Medium verliert auch die lokale Wirtschaft die Beziehung zur Kundschaft vor Ort. Wer aktiv ist in Gemeinden weiss: eine Dorfzeitung, die das Gemeindeleben sichtbar macht, erhöht die Standort-Attraktivität.
Um den lokalen Neuigkeiten ein zeitgemässes Zuhause zu geben, haben Grassegger und sein Team Spatz voll auf neueste Technologien gesetzt. Sie haben eine KI-gestützte Plattform entwickelt, die es ganz einfach macht, lokal eigene digitale Dorfzeitungen zu erstellen und herauszugeben.
Im Alttoggenburg, einer Region im Kanton St. Gallen, erscheint so nun wöchentlich der Spatz Alttoggenburg. Direkt zugestellt als Newsletter via Mail und Whatsapp, bietet er Neuigkeiten aus den Behörden, Vereinen, Politik und zahlreiche Einsendungen. Der Spatz als neue Form der Dorfzeitung ist ein Erfolgsmodell und zählt rund zweitausend Abonnenten in den kleinen Gemeinden Bütschwil-Ganterschwil, Kirchberg, Lütisburg und Mosnang. Betrieben wird das unabhängige Medium von einer einzigen lokal ansässigen Person – und zwar nebenberuflich. Laura Locher aus Bütschwil gestaltet eine ganze Ausgabe der digitalen Dorfzeitung jeweils am Donnerstagvormittag. Sie sichtet, was die KI zusammengetragen hat an lokalen Neuigkeiten sowie die Leserbriefeingänge. Die 27-Jährige prüft die interessantesten Inhalte und schiebt sie im eigens von Spatz entwickelten Content Management System (CMS) in ein schickes, von Spatz designtes Template. Die Quellen der Information sind neben den Einsendungen aus der Bevölkerung öffentlich verfügbare lokale Inhalte, die von einer KI aufgrund spezifischer Stichworte gefunden, editiert und vorverfasst werden. Automatisch.
Via Mail und Whatsapp erreicht Spatz alle Altersgruppen. Spatz verzeichnet grosses Interesse bei den Lesern. Phänomenale 75 Prozent der Empfängerinnen und Empfänger öffnen die Inhalte dieses Spatzes für das Alttoggenburg jeden Donnerstag. Doppelt so viele wie bei anderen Newslettern. “Die Leute lieben lokale Neuigkeiten. In Zeiten von Krieg und Klimawandel liegt die gute Welt vor der Haustür.” Das macht das Gemeindeleben interessanter.
Finanziert wird der Spatz durch Inserate und Spenden.
Hannes Grassegger erachtet sein Modell als gute Möglichkeit für Gemeinden, Ausgaben für gemeindeeigene Zeitungen einzusparen. «Spatz ist effektiv, wirksam, kostengünstig und lädt zur Partizipation ein.» Zwar gibt es bewusst keine Kommentarfunktion, die Inhalte sind auch nicht auf Online-Portalen oder in Social Media Kanälen sichtbar, sondern nur als E-Mails und auf Whatsapp verfügbar. Aber es besteht die Möglichkeit, Leserbriefe oder Einsendungen einzureichen, die auch publiziert werden. “Digitale Slow News” nennt er den wöchentlichen Rhythmus, und sagt, so minimiere Spatz die Hetze, die in den hektischen Kommentarspalten sonst entstehe, und schaffe einen Informationsort für die breite Mitte der Gesellschaft. Zudem sei die direkte Zustellung ein Service.
Wer in seiner Region auch einen «Spatz» zugeflogen haben will, kann auf der «Spatz»-Webseite unter www.spatz.news einfach eine Meldung hinterlassen. Nach einer Vorabklärung der potenziellen Leserschaft wird bejahendenfalls der Newsletter-Betrieb für die spezifische Region gestartet.
Mit seinem Angebot will Hannes Grassegger drei Ziele erreichen: Die lokale Gemeinschaft stärken, die gemeinschaftliche Quelle sein für vertrauenswürdige Lokal-Information und lokalen Gemeinschaften helfen, vertrauenswürdige lokale Informationsquellen aufzubauen.
Das Erfolgsmodell Spatz gibt es mittlerweile landesweit in fast 40 Gemeinden. Eben erst, im August, hat Hannes Grassegger in La Veveyese (Vivisbachbezirk) im Freiburgischen seinen jüngsten Spatz in die Luft geworfen. Es ist ihm zu wünschen, dass viele weitere Ortschaften auf dieses einfache, innovative und kostengünstige Instrument der lokalen Kommunikation einsteigen.






